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Theoretische Überlegungen zu Mehrsprachigkeit

Tragendes Konzept unserer Forschungsprojektes ist der monolinguale Habitus nach Gogolin (2008), die sich in der Fallstudie Großstadt-Grundschule (Gogolin 1997) mit dem Handeln und dem sprachlichen Selbstverständnis von Lehrkräften auseinandergesetzt hat. Der monolingualen Habitus mit multilingualen Tendenzen ist auch in unserem Forschungsprojekt zu beobachten.

Der monolinguale Habitus beschreibt ein “unbewusstes, handlungsleitendes Selbstverständnis von Personen, Gruppen und Systemen, das von Einsprachigkeit und Monokulturalität als Normalfall ausgeht"

(Drumm, Sandra. Monolingualer Habitus. In Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK) Online. Berlin, Boston: De Gruyter.)

Der monolinguale Habitus….

  • Gibt eine Struktur / ein Gitter, um (neuen) Situationen entgegenzutreten und diese einzuschätzen, wahrzunehmen und in ihnen zu handeln

  • Bleibt auf einer höheren Ebene stabil, auch wenn er sich stetig verändert durch neue Erfahrungen - multilinguale Tendenzen

  • Bietet der Forschung die Möglichkeit, Handlungen, Einstellungen und Wahrnehmungen zu verstehen, die ansonsten widersprüchlich erscheinen

     (vgl. Gogolin, 2008)

Zweites maßgebendes Konzept ist der Sprachenmarkt und der ökonomische Tausch von Sprachen. Darunter wird verstanden...

  • Sprechen und Sprache hat symbolische Macht

  • Manches Sprechen ist gesellschaftlich anerkannt, manch andere Art zu Sprechen ist kollektiv nicht anerkannt, sogar verboten

  • Durch historische Machtverhältnisse beeinflusst, produziert (vgl Jäger et al. 2016)

Im Kontext Fremdsprachenunterricht ist dabei nach Vollmer (1998) zu erkennen:

  • Wille zur Effektivierung, in kürzerer Zeit, bessere Ergebnisse erzielen

  • Auf westeuropäische Sprachen konzentriert

  • Ausgerichtet auf einsprachige Mehrheitskinder

  • Arugmentiert meist mit Bedarf- und Nützlichkeit:

    • private und berufliche Nützlichkeit – keine individuelle Entfaltung oder allgemeine Bildung als Ziel

  • Dominantes Englisch

„Ich weiß gar nicht ob‘s überhaupt Schulen gibt in Wien, die als Sprache jetzt irgendwie Bulgarisch oder oder Tschechisch oder Ungarisch haben. Glaub ich gar nicht, aber vielleicht gibt‘s das, eben es ist immer Französisch oder Spanisch, oder vielleicht mal Italienisch. Da fänd ich‘s gscheiter, man lernt so eine Sprache [Bulgarisch, Tschechisch, Ungarisch], da hat man vielleicht mehr davon.“

- Anna über Fremdsprachenangebote in der Schule

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